JVC A-S3

Aus Markus Steinhoff
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JVC AS-3 Innenansichten

Bei diesem Gerät handelt es sich um einen sogenannten Vollverstärker (engl. Integrated Amplifier), der als HiFi-Baustein innerhalb einer entsprechenden Anlage um Tuner, Tape und Plattenspieler ergänzt wurde um so eine Komplettanlage zu erhalten. Die Qualität dieser Anlagen war üblicherweise bedeutend besser als die der sog. "Kompaktanlagen", die bereits verschiedene Funktionen in einem Gehäuse vereinten. Ein weiterer Vorteil der Modulanalgen war, dass die einzelnen Geräte frei kombiniert werden konnten. So entstand bei mir sogar eine Anlage, die aus Geräten unterschiedlicher Hersteller bestand.

Wie alles begann

Meine erste richtige HiFi-Komponente. Es muss so um 1986 gewesen sein, als mein Interesse auf höherwertige Musikwiedergabe viel. Das war noch die Zeit vor Saturn und MediaMarkt, da gab es noch in jeder Stadt mindestens einen anständigen HiFi-Laden. Die waren immer so aufgebaut, das im Erdgeschoss die Massenware angeboten wurde, also Uhrenradios, Henkelmänner, Platten, Cassetten und so weiter. Im Keller oder im ersten OG wurde die Ware dann exlusiver, hier bekam man eben diese HiFi-Bausteine zu sehen und oft auch zu hören, bei großen Läden gab es noch eine weitere Ebene mit den sehr teuren Geräten. Ja so war das, und leisten konnte ich mit von meinem Taschengeld nichts davon.

Also bin ich von zwei Seiten an die Sache herangegangen:

  • 1.) Konzentration auf das Wesentliche
  • 2.) Beschaffung der Finanzmittel

Bei zu 1.) viel meine Wahl auf einen Vollverstärker als erstes Gerät. Die Kompaktanlage, die ich damals schon hatte, war hier sehr mager bestückt, wie ich beim Zerlegen (neudeutsch Teardown) herausgefunden hatte. Vielleicht 2x 5W bei ordentlichen Verzerrungen, das war mir zu wenig. Vor allem, weil ich damals schon Boxen geerbt hatte (von WHD), die von einem guten Verstärker profitieren würden.

Bei zu 2.) habe ich denn all-Time-Klassiker der jugendlichen Geldbeschaffung gewählt: den Ferienjob. Ein paar Wochen Schuheinlagen aus Plastik in die Maschine zu stecken, damit diese dann mit einer Plastikschicht versehen werden, schon war das Startkapital vorhanden ;-)

Nachdem die Punkte abgearbeitet bzw. geklärt waren, ging es zu meinem lokalen HiFi-Dealer, der immer gerne und ausführlich meine brennenden Themenstellungen aufgriff. Hier war der JVC A-S3 als Gebrauchtgerät für 250,00 DM im Angebot, nahezu neuwertig und frisch instandgesetzt. Die Instandsetzung ist auf dem Bild zu erkennen, eine der Doppeldioden wurde durch Einzeldioden ersetzt.

JVC AS-3 Netzteil

Der A-S3 nahm also bei mir zunächst den Betrieb völlig ohne weitere HiFi-Komponenten auf, als Signalquelle diente die Kompaktanalage, die per Spannungsteiler (kleine Elektronikbastelei) angeschlossen wurde. Nach vielen Erweiterungen und Umbauten der Anlage, wurde der Verstärker irgendwann in den 90ern ausgetauscht (es fehlten vor allem Signaleingänge und der neue hatte Fernbedienung) und wanderte in den Keller. Ein Verkauf war nie vorgesehen, da ich dieses Gerät weiter als Erinnerungsstück behalten wollte.

JVC AS-3 Innenansichten

Technische Daten

  • Modellbezeichung JVC A-S3
  • Ausgangsleistung 2x 22W Nennleistung (RMS) an 8 Ohm
  • Eingänge Tape, Tuner Phono (mit MM-Vorverstärker, für die jüngeren Semester: MM bedeutet "Moving Magnet" es gab noch MC, das war "Moving Coil", also genau anders herum)
  • zwei separat schaltbare Lautsprecherpaaranschlüsse (4-8 Ohm)
  • silberfarbenes Vollmetallgehäuse mit gebürsteter Alu-Frontplatte
  • Abmessungen 420 x 89 x 288 mm
  • Gewicht 5,1 kg

Wartung und Reparatur (12/2015)

Der Verstärker hat wieder eine Aufgabe im Alltag zugewiesen bekommen, dazu hatte ich über ebay einen passenden Tuner (JVC T-X1L) und ein Tape Deck (JVC KD-D2) ersteigert. Daraus ergibt sich eine schöne Anlage, die in meiner großen Küche für Unterhaltung sorgt. Die Anlage ist jetzt seit drei Jahren in Betrieb und der Verstärker viel durch zwei Dinge auf:

  • schlechter Gleichlauf mit begleitenden Knacksgeräuschen der Potis, vor allem Lautstärke, Balance und Treble
  • eher verwaschener Klang bei kleinen Lautstärken

Also war Wartung angesagt. Ich habe das Thema erst ein paar Monate vor mir her geschoben, da die Erneuerung der Potis nur in zwei Phasen funktioniert: den Verstärker zerlegen, bestimmen der Potiwerte und Abmessungen, dann wieder zusammenbauen. Nach dem die Teile bestellt und eingetroffen sind, war die Montage der neuen Potis geplant. Aber es kam anders.

Reinigung der Potis

Schon beim zweiten Blick auf den Lautstärkeregler viel mir der vierte Anschlusspin auf. Normalerweise verfügt ein Standard-Poti über drei Pins, in diesem Verstärker haben aber alle Potis vier Pins. Ein kurzer Blick in den Schaltplan führte zur Loudness-Schaltung, die mit dem misteriösen vierten Anschluss verbunden war. Also würde ich hier auf jeden Fall eine Funktion verlieren, wenn ich ein dreibeiniges Poti einbaue oder alternativ eine Bastelei ausdenken müssen. Hmm, blöd. Nach weiterer Internetrecherche mehrten sich die Stimmen, das solche Potis neu kaum beschaffbar sind (teilweise haben diese indviduelle Kennlinien über die Standardkennlinien linear und logarithmisch hinaus) und daher die Reinigung der alten Potis das Mittel der Wahl ist.

Also ab in den Keller und den Karton mit den Kontakt-Chemie Dosen herausgekramt. Hier fand sich was ich brauchte: eine Dose Reiniger (entweder Tuner oder Kontakt, das Etikett fehlte, vermutlich Tuner) und das 72er Isolierspray auf Silikonbasis, damit die Mechanik schon flutscht. Der Verstärker war ja noch offen und der Vorverstärker abgeschraubt, es sitzt nämlich normalerweise kopfüber hinter der Frontplatte und verdeckt so die Potis. Also die Potis schön mit Riniger geflutet und mindestens 15 Minuten lang hin und her gedreht. Ganz schon anstrengend, aber sonst bringt es nichts. Dann noch etwas 72er rein und wieder ein paar Minuten gekurbelt. Das Gleiche mit den anderen Potis, allerdings nicht ganz so ausgiebig. Ein kurzer Testlauf bestätigte den Erfolg der Aktion: das Knacken am Lautstärkepoti war fast weg und trat nur noch kurz vor dem Rechtsanschlag auf, also ein Bereich, den ich eh nicht nutze. Soweit okay, dann ging es zum nächsten Punkt...

Anhebung der Ruhestroms (Bias)

JVC AS-3 Ruhestrom-Trimmer nachgerüstet

Das war der eher verwaschene Sound bei niedrigen Lautstärken. Die Potis hatten hier auch einen Anteil, aber ich wusste schon, das der A-S3 ab Werk eine Schwäche hat, die hier ebenfalls eine Rolle spielt: der Klasse-B-Betrieb der Endstufen. Die Endtransistoren werden nur minimal vorgespannt und laufen dadurch noch im ungünstigen Bereich am Anfang der Übertragungskennlinie. Diese beginnt bei Transistoren gekrümmt und damit weit vom Idealfall "linear" entfernt. Etwas mehr Vorspannung und damit Ruhestrom schafft hier Abhilfe. Der Verstärker arbeitet dann für niedrige Lautstärken im Klasse-A-Betrieb und geht erst bei höherer Ausgangsleistung, um die 1W, in den Klasse-B-Betrieb über. Das nennt sich dann Klasse-AB-Betrieb. Nachteil dieser Aktion ist, das der Stromverbrauch des Verstärkers leicht ansteigt und er etwas mehr Wärme abgibt.

Ich habe den Schaltplan nach einer geeigneten Stelle für diese Modifikation abgesucht und diese schnell gefunden: es wird zwar sogar ein Transistor für die Ruhestromeinstellung verwendet, die Einstellung selbst erfolgt aber mit der Holzhammermethode über Festwiderstände. Um den Ruhestrom zu erhöhen und einstellbar zu machen, habe ich ein Trimmpoti (2K5 lin) parallel zum vorhandenen Widerstand geschaltet. Allein durch das Parallelschalten erhöht sich der Ruhestrom, bleibt aber noch so nierdrig, das ein Einstellbereich bleibt. Wie sich später herausstellte, wäre ein 5K-Poti die noch bessere Wahl gewesen, da das Poti für den linken Kanal fast am linken Anschlag steht.

Die Einstellung habe ich nach einer Warmlaufzeit (ca. 30 Minuten) auf ca. 40 mA eingestellt. Anschließend habe ich noch einen Belastungstest gemacht. Hintergrund ist, das der Ruhestromtransistor keinen Kontakt zum Kühlkörper hat und so der Ruhestrom ansteigt, wenn sich die Chips der Endtransistoren erwärmen. Das liegt daran, das ein warmer Halbleiter besser leitet, als ein kalter Halbleiter, die Verstärkungskennlinien der Endtransistoren steigen mit zunehmender Temperatur an. Bei dem vom mir selbst entworfenen Headphone-Amp habe ich den Ruhestromtransistor mit auf den Kühlkürper geklebt, damit er sich zusammen mit den Endtransstoren erwärmt. Das führt zu einem Gegenkopplungseffekt, da der Ruhestrom sich bei einem besser leitendem Ruhestromtransistor reduziert. Meine Sorge war, das der Ruhestrom aus dem Ruder läuft, also so weit ansteigt, das die dann entstehende Wärme durch den hohen Ruhestrom, diesen nicht mehr absinken lässt und der Verstärker thermisch "wegläuft" und sich damit zerstört. Das klappte aber gut, der Ruhestrom ging brav wieder auf den Ausgangswert zurück, wenn sich die Endtransistoren abkühlten.

So, nun alles wieder montiert und den Verstärker wieder am angestammten Platz in der Küche aufgebaut: der Unterschied war tatsächlich sofort hörbar! Hätte ich geahnt, das ich so viel erreichen kann, hätte ich die Wartung nicht so lange vor mir her geschoben ;-)

die Geschichte geht weiter...

Nach jetzt einigen Wochen Betrieb sind mir noch zwei Dinge aufgefallen:

  • 1. Es scheint eine kaputte Lötstelle auf der Eingangsplatine zu geben, auf der die Chinchbuchsen montiert sind. Oder eine Buchse ich kaputt, denn der Tuner-Eingang hat teilweise kein Signal, Abhilfe schafft etwas wackeln und drücken.
  • 2. Der mangelnde Gleichlauf des Lautstärkepotis nervt doch, ich werde mir mal überlegen, was ich damit mache.

Bilder