JVC KD-A5
Vorgeschichte
Meine Küchenanlage war ja schon sehr ansehnlich, als Tapedeck hatte ich das geniale JVC KD-D2 mit mechanischer Laufwerks-Klaviatur. Nachdem ich den JVC TX-1L Tuner gegen einen genau zu meinem JVC AS-3 Verstärker passenden JVC T-V3L getauscht hatte, wollte ich auch das Tape noch "passender" haben. Der AS-3 ist aus dem ´79er Katalog, TX-1L und KD-D2 sind Geräte der frühen 80er. Es gibt ein JVC KD-A3, das gut passen würde, es hat wie das KD-D2 eine mechanische Laufwerkssteuerung, ich fand aber ein Deck mit Logiksteuerung interessanter, weil ich ja mittlerweile zwei KD-D2 habe. Also bin ich auf die Pirsch gegangen und habe auf ebay nach dem größeren Bruder des KD-A3 gesucht, dem KD-A5. Neben der Logiksteuerung hat das KD-A5 auch SuperANRS statt dem normalen ANRS des KD-A3. Die KD-D2 haben neben ANRS auch Dolby, das von JVC in den 80er mit dazu genommen wurde. Die beiden Systeme sind aber sowieso kompatibel und unterscheiden sich nur wenig.
16. Februar 2017: Ich habe das Deck bei Ebay per Preisvorschlag für 60,00 Euro gekauft. Es wurde als defekt angeboten, da folgende Mängel vorhanden waren:
- Beleuchtung der VU-Meter sehr schwach
- Kassettenfach öffnet nicht richtig
- das Band stoppt hin und wieder, obwohl das Bandende nicht erreicht ist
Diese Alterserscheinungen haben mich natürlich nicht abgeschreckt :-)
Als ich das Tapedeck ausgepackt und zum ersten mal eingeschaltet habe, bekam ich einen gehörigen Schreck, denn es tat sich nichts! Erst beim zweiten hinsehen wurde mir klar, es funktioniert doch. Aber ohne funktionierende Beleuchtung ist nicht ersichtich, ob das Deck Strom bekommt, es hat keine "Power"-LED. Also eine Kassette eingelegt und laufen lassen, funktioniert.
Dann war ich schon sehr neugiereig und habe den Deckel abgeschraubt. Das Gerät ist wirklich sehr aufwändig konstruiert, Netzteil und Laufwerk nehmen ca. 2/5 der Gehäuses ein, es gibt einen fetten Trafo und große Hubmagneten zu sehen. Auf den ersten Blick konnte ich sehen, das die Lampe der Kassettenfachbeleuchtung nicht funktioniert, die Lampen der VU-Meter schienen in Ordnung zu sein. Ich habe diese wieder eingebaut und das Deck eingeschaltet, nach ein paar Sekunden fingen die Lampen an zu glimmen, aber sehr schwach. Das passte irgendwie nicht zusammen und ich tippte im ersten Moment auf einen Defekt im Netzteil.
Da ich leider noch kein Service-Manual zum JVC KD-A5 habe, musste ich mir die Schaltung der Beleuchtung am "lebenden" Objekt" zusammenreimen. Die Lampen der VU-Meter liegen in Reihe und werden mit einer geregelten 20V-Spannung aus dem Netzteil versorgt, in der Rückleitung liegt ein 150 Ohm-Widerstand. Die Lampe für die Kassettenfachbeleuchtung liegt parallel zu dem 150 Ohm Widerstand. So weit so gut, welchen Wert die Lampe fürs Kassettenfach haben muss, konnte ich nicht erkennen, denn die Birne hatte keinen Aufdruck. Die in den VU-Metern verbauten Pilotlämpchen, das sind Fadenlämpchen die so ähnlich wie US-Sicherungen aussehen, waren mit 8V/0.2A bedruckt.
Das passte nicht! Selbst wenn man die Birnen kurzschließen würde, wird der Strom durch den 150 Ohm Widerstand auf ca. 150mA begrenzt, wie sollen die Birnen da auf ihren Nennstrom kommen? Also waren scheinbar die falschen Lampen eingebaut worden. Tja, nun hatte ich in Summe zwei Lampentypen, von denen ich keine Anhaltspunkte für die richtigen Werte hatte.
Nach einem Mal drüber schlafen und die Bastekiste durchwühlen hatte ich folgenden Plan:
- Das Netzteil an die eingebauten 8V/0.2A Lampen anpassen, ich vermute, das sie in ihrer Leistung zu groß sind.
- Ich hatte ein kleines Birnchen mit Drahtanschlüssen aus der Bastelkiste gefischt, das wurde für das Kassettenfach vorgesehen.
Ich habe mit der Beleuchtung des Kassettenfaches begonnen und die Versorgungsspannung für die Lampe gemessen: 15V. Da wusste ich noch nicht, das die Lampe parallel zum noch eingebauten 150 Ohm Widerstand liegt... ich habe noch einen Widerstand vorgeschaltet, damit die Lampe auf 12V läuft, das finde ich ausreichend hell und die Lampe wird auch nicht zu heiß.
Dann habe ich mit den VU-Metern weiter gemacht und die Zuleitungen komplett abgelötet um dann direkt mein Labornetzgerät anzuschließen. Ich habe mit diesem Aufbau ein wenig herumgespielt und mich dann für einen 47 Ohm statt des eingebauten 150 Ohm Widerstands entschieden. Die Lampen bekommen damit jeweils etwa 6V und leuchten damit ausreichend hell, der Strom sollte sich damit auf ca. 170mA einpendeln.
Leider ging das schief, nachdem der neue Widerstand eingebaut war, leuchteten die VUs zu dunkel und das Cassettenfach ebenfalls! Schnell nachgemessen, beides Baugruppen bekamen nur noch rund 10V statt der geplanten 12 bzw. 15V. Jetzt dämmerte mir die Schaltung wie weiter oben beschrieben, die Kassettenfachbeleuchtung lag parallel zum Reihenwiderstand der VU-Beleuchtung, damit hatte ich ein weiteres Problem, denn der ursprüngliche Plan funktionierte nicht. Ich habe dann mit einer zusätzlichen Leitung die Kassetenfachlampe parallel zu den VUs gelegt und den Vorwiderstand nochmal angepasst, damit hatte ich endlich eine Beleuchtung :-)
Fazit:
- Das Deck hatte irgendwann einmal neue Lampen bekommen, die aber nicht passten.
- Da die Lampen eine zu hohe Leistungsaufnahme hatten, reichte der Strom über den Vorwiderstand nicht aus, um eine vernünftige Helligkeit zu erzeugen
- die Birne im Kassettenfach brannte mit ziemlicher Sicherheit beim ersten Einschalten nach Einbau der falschen Lampen durch, da der Spannungsabfall an R542 (der 150-Ohm-Widerstand) zu groß wurde.
Damit habe ich jetzt eine funktionierende Beleuchtung, die ich nochmal überarbeiten kann, wenn ich ein Service-Manual habe. Ein Problem sehe ich noch, der Regeltransistor für die 20V wird ordentlich heiß, wahrscheinlich ist die Stromaufnahme mit Originalbirnen geringer. Ich habe mit dem Infrarotthermometer 65 Grad in der Nähe des Transistors gemessen, das finde ich schon etwas viel. Das Deck lief vor der Messung 30 Minuten freistehend, im Sommer und mit Verstärker und Tuner darauf wird bestimmt bis zu 30 grad wärmer und je nach dem wie viel Verlustleistung der Transistor abführen muss, könnte es mit der SOA eng werden. Es ist ein Transistor der mittleren Leistungsklasse ähnlich einem BD139.
Ach ja, als ich den 47-Ohm-Widerstand eingelötet habe, viel mir ein Elko (470uF/35V/85C) auf, der zwischen dem Kühlkörper den Längstransistors für die 20V-Regelung sitzt. Der Schrumpschlauch ging nicht bis ganz oben, so lagen einige mm der Alu-Bechers frei. Ich habe den Elko ausgelötet und begutachtet, es sah gar nicht so schlecht auf, scheinbar ist der Schrumpfschlauch vor dem Schrumpfen verrutscht, denn untern war er zu lang. Ich habe den Elko noch ausgemessen, der hatte noch gut 300uF, es ging also noch, da er eh raus war, habe ich ihn gegen einen neuen 470uF/63V/105C Elko ausgetauscht.
Dann habe ich mich noch dem Kassettenauswurf gewidmet. Grundsätzlich funktioniert er, wenn das Kassettenfach aber länger nicht geöffnet wird, kommt das Fach nicht heraus. Durch leichtes Ziehen geht es dann und wenn man das Fach ein paarmal öffnet und wieder schließt, funktioniert es auch. Bis es halt länger nicht geöffent wird, dann "klebt" es wieder. Als Dämpfung des Kassettenfaches wird eine Kupplung verwendet, in der etwas Fett Kohäsionskraft ausübt und so bremst. Da das fast 40 Jahre alte Fett vermutlich mit der Zeit fester wird, habe ich die Kupplung ausgebaut und zerlegt. Das Fett fühlte sich an den Fingern eher klebrig als fettig an. Ich habe die Kupplung sauber gemacht und neues Silkionfett (standard) auf den Kupplungsteller aufgetragen. Damit funktionierte es anfangs, wobei mir das Fach schon etwas zu langsam öffnete. Jetzt ist es auch schon ganz hängen geblieben. Ich brauche also Fett mit etwas weicherer Konsistenz, ggf. mische ich Öl unter. Damit bin ich also noch nicht fertig.
Ansonsten würde ich das Deck gerne neu abgleichen, aber ohne Service-Manual ist das aussichtslos, die Platine hat nicht mal eine Beschriftung, welche Trimmer für was sind. Also lasse ich es sein und habe das Deck jetzt erst einmal in die Küchenanlage integriert :-)
Das unvermittelte Stoppen ist bei mir noch nicht aufgetreten, das Laufwerk läuft soweit gut, mich hat überrascht wir schnell es ist! Wenn ich auf Play drücke, dauert es keine Sekunde bis das Band läuft, scheibar zahlt sich hier schiere Kraft mit dickem Trafo und kräftigen Hubmagneten aus.